Sonntagsgruß 13.10.

BIBELTEXT

aus dem 2. Korintherbrief, Kapitel 3 ,1-6a


Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Oder brauchen wir, wie einige Andere, Empfehlungsbriefe an euch oder von euch? Unser Brief seid ihr – geschrieben in unser Herz, erkannt und gelesen von allen Menschen!
Ihr seid ein Brief Christi, durch unsern Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf menschliche Herzen.
Dieses Vertrauen haben wir durch Christus zu Gott. Nicht dass wir von uns selber befähigt wären, sondern dass wir befähigt sind von Gott. Gott hat uns zu Dienern des neuen Bundes gemacht, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes.



GEDANKEN

Ich  habe als Jugendliche unendlich viele Briefe geschrieben und jeden Tag auf einen Brief gewartet – außer Dienstag, da hatte der Briefträger eine andere Route. Briefe von Freundinnen aus der Berufsschule, Briefe von einem besonderen Freund aus dem Weinviertel, Briefe von einer Brieffreundin, die ich gar nicht kannte, Briefe vom Jugend-seelsorger in St. Pölten (ganz kurze nur, aber unglaublich wichtige für mich), Briefe von einem Cousin, von dem ich mich tief verstanden fühlte, Briefe von einem Burschen, in den ich verliebt war…

Ich habe gelebt von diesen Briefen. Sie haben mein Herz höherschlagen lassen, sie haben mich zum Lachen gebracht, sie haben meine Einsamkeit durchbrochen, sie haben mir Hoffnung gegeben und Mut gemacht!

Ihr seid ein Brief Christi! – schreibt Paulus an die Christen in Korinth. Und nachdem wir das heute noch lesen, dürfen wir uns auch angesprochen fühlen. Wir sind ein Brief Christi! Ein Brief, der Menschen Hoffnung macht! Ein Brief, der Einsamkeit durchbricht. Ein Brief, der Lachen schenkt. Und Liebe. Die frohe Botschaft – das Evangelium – diese zum Leben befreiende Nachricht ist nicht nur in der Bibel zu finden, sondern sie ist lebendig durch uns. Sie ist sichtbar, hörbar, spürbar – sie ist erfahrbar durch uns. Wir sind ein Brief Christi, Gottes gute Nachricht, gesandt in die Welt, in den Alltag, zu den Menschen, mit denen wir zu tun haben.

Schön ist das! Aber man könnte sich davon auch überfordert fühlen. Doch der Predigttext zeigt mir noch etwas: Ein Brief enthält (so wie dieser und andere Briefe des Paulus) auch Konfliktbehaftetes, Alltägliches –  Menschliches eben! Wie unser Leben, wie wir. Wir sind keine ausgefeilten Predigten, sondern Briefe. Aber wenn wir Gottes Geist Raum lassen, auch zwischen den Zeilen, dann wird seine Botschaft ankommen.

Pfarrerin Anneliese Peterson

Zuletzt bearbeitet am: 11.10.24, 13:00
Geschrieben von: anpe