Bischof Michael Bünker begann mit "Vaterunser im Himmel, geheiligt werde dein Name". Ausgehend vom wohl bekanntesten Gleichnis des verlorenen Sohnes sprach Bischof Bünker vom barmherzigen Vater, einem Gott, der beides - männliches und weibliches - in seinem Verhalten integriert (Barmherzigkeit und Mutterschoß haben im Hebräischen den gleichen Wortstamm). Mann und Frau sind Abbilder Gottes. Gott ist unser Vater, aber auch unsere Mutter! Weil Gott ein barmherziger, gütiger Vater ist, kann Jesus ihn auch sehr kindlich mit ‚Abba‘ anrufen, der Koseform der Anrede des Vaters (Papa, lieber Vater). Vor Jesus hat vermutlich niemand Gott so vertrauensvoll angeredet. Das steht leider in erschreckendem Kontrast zur Vatererfahrung vieler Menschen. Doch es darf keine Projektion unserer schlechten Vater-Erfahrung auf Gott geben. Wenn wir beten:“Geheiligt werde dein Name“, bitten wir um etwas, das eigentlich schon geschehen ist. Gottes Name ist heilig. Wozu also diese Bitte? Luther kommentiert: Der Name soll auch uns heilig sein. Er soll nicht missbraucht werden. Wir bitten Gott also darum, dass er uns hilft, seinen Namen zu heiligen und nicht zu missbrauchen.
Markus Öhler predigte über "Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden". Reich bedeutet hier nicht ein Gebiet, in dem Gott König ist, sondern ‚Königsherrschaft‘. Die Gottesherrschaft war das Thema der Verkündigung Jesu. Seine Botschaft lautete: Die Gottesherrschaft ist nahe gekommen, sie ist mitten unter euch und offen für alle. Wer um Gottes Herrschaft bittet, der fürchtet sich nicht vor Gott. Es ist die Bitte darum, dass endlich Liebe regieren soll, denn Gott ist die Liebe. ‚Dein Wille geschehe‘ sagt ebenso, dass Gottes Herrschaft anbrechen möge - Liebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit. Im Himmel ist das schon geschehen, auf Erden ist es Aufgabe der Christen in die Welt hinaus zu gehen und den Menschen zu erzählen und vorzuleben, was Gottesherrschaft sein kann.
Werner Pelz sprach über "Unser tägliches Brot gib uns heute". Woher kommen wir und wohin gehen wir? Warum ist alles so, wie es ist? Diese Fragen beschäftigen uns, aber oft müssen wir uns mit anderen Problemen befassen, wie zB woher wir unser tägliches Brot bekommen. Für Geschwister in armen Ländern hat dies natürlich eine ganz andere Bedeutung als für uns. Luther hat für uns evangelische Christen in seinem kleinen Katechismus täglich Brot definiert. (siehe EG). Das Essen allein ist es eben nicht. Wenn wir im Vaterunser in der vierten Bitte um unser täglich Brot bitten, dann assozieren wir einfach mehr. Gib uns alles was wir zum (Über-)Leben benötigen: „Freude, Wohlbefinden, Arbeit, Menschen die uns lieben, und die wir lieben können, Gesundheit, keine Schulden, uvm. Und Gott gibt uns unser tägliches Brot, alles was wir zum täglichen Leben benötigen. Er schenkt es uns, ohne Gegenleistung. Denn er hat uns seine Liebe zugesagt. Aber er will auch, dass sein Wille geschehe, nämlich, dass wir barmherzig sind und unser tägliches Brot mit anderen Menschen teilen. Dass wir sie teilhaben lassen an unserer Freude, an Gottes Reichtum. Dass wir anderen Gottes Reich näher bringen, durch unsere Nächstenliebe.
Anneliese Peterson predigte über "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen". Versuchung - das ist in unserem Sprachgebrauch etwas, das sehr verlockend ist, man aber nicht tun soll (Schokolade, Nikotin, Alkohol etc). Bei Luther ist Versuchung Missglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster.Missglauben - Misstrauen gegenüber Gott. Verzweiflung - Zweifel, der uns hinunterzieht, aber keine Wahrheit findet, die trägt. Laster - Verhaltensmuster, Lebensmuster, die uns nicht gut tun. Eine Frage, die die Bitte auch aufwirft ist die, ob es wirklich Gott ist, der uns in Versuchung führt. Wie man es auch zu verstehen sucht - hinter allen Versuchungs-Geschichten der Bibel steht letzlich Gott. Wenn aber Gott hinter all diesen Versuchungen steht - direkt oder indirekt, dann bedeutet das, dass er größer ist, als alles, was uns schaden kann und dass uns eigentlich nichts passieren kann, da er uns liebt. Jesus konnte diesem liebenden Gott ganz vertrauen. Selbst in bitterster Nacht. Wenn einer so betet, dann weiß er auch, dass er anfechtbar ist und dass er sich selbst nicht erlösen kann. Es gibt Situationen im Leben, da müssen wir durch, aber wir können Gott bitten, dass er uns in der Versuchung Kraft gibt, uns führt und trägt.
Monika Kahlert sprach zum Schluß über "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Jemand hat uns ungerecht behandelt oder Leid zugefügt, wie sollen wir uns nun verhalten? Jesu Antwort ist klar: vergeben. Wenn wir anderen vergeben, werden wir die Verletzung zwar nicht vergessen, aber die Erinnerung tut immer weniger weh. Vergebung heilt, zuallererst den, der vergibt. Vergibt man nicht, zahlt man einen hohen Preis - in seinen mitmenschlichen Beziehungen, in seinem geistlichen Leben. „Behandle mich so, wie ich meinen Nächsten behandle“, das sagen wir zu Gott. Wir verdienen uns die Vergebung aber nicht, wenn wir anderen vergeben, unsere Rettung ist ein Geschenk. Das Vaterunser ist ein Gebet für alle Siutationen im Leben. Wir dürfen mit dem Allmächtigen sprechen, wir sollen mit ihm sprechen und ihm alles sagen, was uns am Herzen liegt.
(Zusammenfassung von Monika Kahlert)
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