Mag. Andreas Arbesser
Bürgermeister von Langenzersdorf
Rechtsanwalt
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In der ersten Predigt unserer Reihe „Christsein im 21.Jahrhundert“ machte Bürgermeister Arbesser anfangs bewusst, dass zu predigen eine persönliche Sache ist, dass man dabei etwas von sich preisgibt, das sonst nicht öffentlich gemacht wird. Ausgehend von Ostern entfaltete er seine Predigt zu den Themen Schöpfung und Auferstehung. Mit unserem Geschaffensein, sagte er, ist uns eine Verantwortung gegeben im Umgang mit unseren Ressourcen aber auch im Umgang miteinander, wofür er die biblische Trias der Liebe: Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe als maßgebend nannte. Was die Nächstenliebe betrifft, wies er auf die Problematik unserer Zeit hin, dass die Informationsflut über weltweite Not die Menschen oft abstumpft, so dass wir manchmal das Leid nebenan nicht mehr wahrnehmen. Auf eine weitere biblische Trias kam er, indem er neben die Liebe auch Glaube und Hoffnung stellte und damit den Bogen von der Schöpfung zur Auferstehung spannte. Unseren christlichen Glauben zu leben und zu „verteidigen“ in unserer multireligiösen Zeit können wir nur in Frieden und im Dialog, sagte er. Hoffnung schließlich beschrieb er als die Erwartung von Positivem, eine Haltung, die uns auch motiviert, Positives in der Welt zu bewirken. Abschließend griff er die geläufige Frage auf, was denn nun ein „guter“ Christ sei, und kam zu dem Schluss, dass nicht Pflichterfüllung sondern die Motivation ausschlaggebend sei: Wichtig ist, dass man es von innen heraus tut und mit Freude. (AP)
Predigt am 11.4.2010 in Langenzersdorf
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Univ. Prof. Dr. Heinz Oberhumer
Astro- und Atomphysiker
Buchautor "Kann das alles Zufall sein"
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Das Unverständlichste an unserem Universum in dem wir leben, ist, so Universitätsprofessor Heinz Oberhummer, dass es sich mit unseren physikalischen Gesetzen erklären lässt. Allerdings sind uns derzeit nur fünf Prozent der Stoffe des Universums bekannt, über die Eigenschaften der restlichen 95 Prozent, etwa „dunkler Materie“ herrscht, (noch) Rätselraten. Die Bibel beschreibt in der Genesis die Schöpfung mit dem Vorstellungsvermögen der damaligen Menschen, das im Vergleich zum heutigen Wissen „natürlich mickrig gewesen ist“. Oberhummer wundert sich, dass das menschliche Staunen über unser Universum, über unsere Existenz nicht größer ist. Wäre nur ein Bruchteil der Kräfte im Universum anders gelagert, oder Kohlenstoff, der Grundbaustein des Lebens, um fünf Prozent abweichender als jetzt verteilt, gebe es kein Leben. „Es ist alles so exakt abgestimmt, wie mit einer Stellschraube“, resümiert der Forscher begeistert. “Das ist eine unermessliche und unglaubliche Schöpfungskraft, eines höheren Etwas, die nicht abzuschätzen ist“. Er sieht die beiden Erklärungsmodelle für unser Sein und für unseren Lebensraum, nämlich die Religion und Forschung nicht unbedingt im Gegensatz zueinander stehend. Während die Forschung das Wie zu erklären trachtet, fragt die Relgion nach dem Warum. Beide Bereiche können aber keine endgültigen noch ausreichende Antworten auf die Fragen geben, daher wäre es wichtig, „dass sich beide Erklärungsmodelle intensiv miteinander austauschen, ergänzen und befruchten“, so Heinz Oberhummer. (WP)
Predigt am 18.4.2010 in Korneuburg
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Dr. Hannelore Reiner
Oberkirchenrätin
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Ausgehend von einem Abschnitt aus dem 1. Johannesbrief (5,1-4) bestimmte Oberkirchenrätin Hannelore Reiner die Liebe Gottes, die Menschen zur Nächstenliebe und zur Gottesliebe antreibt, als Grund zum Jubeln, gerade auch im 21. Jahrhundert. Gerade in den Gemeinden wird – bei allem Wissen um die irdischen Bedingungen und Schwierigkeiten – das Lob Gottes angestimmt, gerade auch dort ist die Liebe als Auftrag lebbar. Die Predigerin verwies als Beispiel dazu auf den UN-Generalsekretär Dag Hammerskjöld, der 1956 vom Auftrag zur Liebe schrieb, den Gott dem Menschen gab. Dann kann auch das Böse überwunden werden. Reiner abschließend: „Das wird nicht unbeachtet bleiben, das garantiere ich Ihnen … Und das führt zum Jubeln.“ (MÖ)
Predigt am 25.4.2010 in Langenzersdorf
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Michaela Errath
Leiterin Sozialer Dienst an der JA Göllersdorf
Gemeindevertreterin
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Michaela Errath stellt in einer sehr persönlichen Predigt in der evangelischen Dreieinigkeitskirche in Korneuburg das woran sie glaubt und was ihre Vision vom Christsein ist, in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Sie formuliert ein ungewöhnliche Sicht des ‚Vorbilds‘ Jesu: „Hilfreich erlebe ich in meiner Arbeit nicht die helle Seite von Jesu Persönlichkeit - seine dunkle Seite hilft“ Diese ‚dunkle Seite Jesu ist der Mensch der Emotionen, der den nicht fruchtbringenden Feigenbaum verflucht, der Wechslern voller Zorn die Tische umwirft und der sich von der Frau am Brunnen belehren lassen muß. Jesus hat seinen inneren Menschen zugelassen, er hat auf seine innere Stimme gehört, hat ihr getraut - hinter diesen Erzählungen leuchtet die Spiritualität eines Menschen, der sich selbst treu ist. Daraus zieht sie den Schluß: wenn die Kirchen des 3. Jahrtausends sich hinter Mauern der (Selbst)Gerechtigkeit und der Gesetzlichkeiten zurückziehen, werden sie scheitern. Der Weg den die Kirchen vorzeichnen muß sich am Beispiel Jesu orientieren. Und sie schließt: „Und wir einzelnen - ? Jesus und seine so klar und machtvoll gelebte Spiritualität zeigt uns einen Weg. Wenn wir in dieser so komplex gewordenen Welt Jesus, dem Christus, nachfolgen wollen, müssen auch wir uns auf das Wagnis der Reise in unser spirituelles Inneres begeben - denn der Christ des dritten Jahrtausends wird ein spiritueller Mensch sein, oder er wird nicht mehr sein.“ (FE)
Predigt am 2.5.2010 in Korneuburg
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Franz Forsthuber
Kath. Pfarrer von Spillern
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Der letzte Prediger der Reihe, Franz Forsthuber, kath. Pfarrer aus Spillern, zeichnete ein sehr realistisches Bild der Kirchen (zunächst seiner eigenen): Leichen aus den Kirchenkellern, die ans Tageslicht kommen, eine zunehmende Enge in Lehre und Moral nach einem so beglückenden Aufbruch in die Freiheit mit dem 2. Vatikanum und nicht zuletzt die schwindenden Zahlen an Mitgliedern, Gottesdienstbesuchern, Taufen, Trauungen, usw.: „Ob das Bibelwort ‚Fürchte dich nicht, du kleine Herde!’, das Leitwort der Kirchen des 21. Jh. werden wird?“ Ein interessanter Gedanke, den er daran knüpfte ist der der Stellvertretung: Wir die da feiern, beten und Gott loben, tun das auch für die, die nicht kommen können oder nicht mehr kommen wollen. Grund zur Hoffnung ist für Pfarrer Forsthuber seine persönliche Erfahrung: „Ich sehe und erlebe in meinen Dörfern so viel Hoffnungsvolles und Freudvolles, dass mir auch global um das Christentum im 21. Jh. nicht bange sein muss.“, aber auch die Überzeugung, dass die christliche Botschaft in unserer Zeit und Welt gerade auch im Gegenüber zu unserer Bruderreligion, dem Islam nicht an Aktualität verloren hat. „Wir werden uns noch sehr viel mehr in ökumenischer Geschwisterlichkeit um die Kernbotschaft des Evangeliums mühen müssen“, sagte er und betont die zentrale Bedeutung der Bibel. Insbesondere die Seligpreisungen sieht er als globale Überlebensbedingungen: „Selig die Frieden stiften, selig die Gewaltlosen …“ „Christsein im 21. Jh.:“ schließt Franz Forsthuber, „Es wird mystisch, tief innerlich verankert sein müssen, sich aber zugleich politisch und radikal zeigen, engagiert mitten in dieser Welt. (AP)
Predigt am 9.5.2010 in Langenzersdorf
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