Predigtreihe Sartorius

Predigt Sartorius Download als PDF

 

Predigt Heidi Sartorius zum Thema Frieden


(von einem handschriftlichen Skript abgeschrieben)

Matthäus 5,9

In der Bergpredigt sagt Jesus unter anderem: ‚Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen“.

 
Liebe Gemeinde:
 
In diesen Tagen wird in den Medien viel gesprochen von 70 Jahren Frieden, von 60 Jahren Freiheit in Österreich. Wir haben allen Grund, Gott zu danken, zu jubeln, zu loben und zu singen und doch gibt es Kämpfe im Kleinen wie im Großen - hier ein paar lieblose Worte, da Erbstreitigkeiten, dort Rosenkrieg, Mobbing am Arbeitsplatz oder Messerstechereien auf der Straße. Und all das in
unserem ‚friedlichen Land‘. 
Wir sind nur relativ gesehen eine Insel der Seligen. Klar im Vergleich, wie es in Syrien, in der Ukraine, im Irak, in Nigeria uns Somalia zugeht, ist es bei uns noch immer besser.
Ich höre immer wieder die Frage: „Was hat sich mit dem Kommen Jesu in dieser Welt eigentlich verändert?“
Ohne den Christen schmeicheln zu wollen, muss man zugeben, dass diese bei den Kreuzzügen und Glaubenskrisen begeistert mitgekämpft und auch eifrig Scheiterhaufen angezündet haben. Ebenso haben sie Waffen für diverse Kriege gesegnet.
Allerdings hat die Kirche, bzw. haben die Menschen, die sie vertraten im Sinne Jesu gehandelt?
Haben sie dabei wirklich nach dem Willen Gottes gefragt oder nicht eher nach ihrem eigenen Willen zur Macht und persönlichem Vorteil?
Der Wille Gottes ist aber - damals wie heute - FRIEDE auf ERDEN - und dieser wurde vor über 2000 Jahren ausgerechnet den Hirten auf den Feldern von Bethlehem verkündet, also dort, wo sie
ihrer täglichen Arbeit nachgingen. Friede soll ja kein feierlicher Ausnahmezustand sein, sondern ein Lebensstil, eine Lebenshaltung im Alltag.
Der Friedfertige ist nicht der Naive, der ‚gute Depp‘, der sich auf den Kopf spucken lässt, sondern der, dem SCHALOM am Herzen liegt. Schalom heißt Friede, aber mehr noch Friede in Gerechtigkeit und Wohlergehen. Wie das Wort Friedfertigkeit schon sagt, geht es um eine Fertigkeit, eine kreative Tätigkeit, eine Kunst (und es ist so!) sein Ego zurückzustecken, nicht immer Recht haben zu wollen, sondern gewaltfrei in Blick - Wort und Tat der Gerechtigkeit zum
Sieg zu verhelfen.
Aus eigener Kraft tun wir uns schwer mit dem Frieden (überhaupt, wenn es dem bösen Nachbarn oder einem anderen nicht gefällt), da müssen wir bei Jesus in die Schule gehen. JA Friede hat etwas mit Bildung zu tun, auch mit Herzensbildung: die Achtung vor einander, Respekt, herzliche Offenheit.
Friede ist ein Geschenk Gottes. Das weiß jeder, der sich schon innerlich zerrissen, mit zwei Seelen in seiner Brust erlebt und sich reumütig mit der Bitte um Vergebung an Gott gewendet hat. Denn da durfte er erfahren, dass nicht nur Vergebung, sondern auch Versöhnung möglich ist - als versöhnte Töchter und Söhne, als Gottes Kinder, dürfen wir diesen inneren Frieden - was
eigentlich unsere Zufriedenheit ausmacht - leben, weitergeben in unserer unmittelbaren Umgebung,
in unserer Familie, in unserer Nachbarschaft - in der Schule, am Arbeitsplatz kann gelebter Friede - Schalom - wie im Schneeballsystem sich ausbreiten und so ein weiteres Umfeld erfassen als wir je selbst erreichen könnten.   
 
(Hier wurde dann das Lied schalom chaverim, einige Male gesungen, bevor es mit einer erlebten Geschichte weiterging). 
 
- Pfarrkonferenz in Jerusalem und Bethlehem
-  Gruß Schalom - Salam: hebräisch und arabisch Friede
-  Keine politische Lösung in Sicht, trotz verschiedener Bemühungen an der      Basis zwischen Israelis und Palästinensern.
-  Ausmaße der Mauer seit 12 Jahren durch das Palästinensergebiet;  Ghetto Bethlehem.
- Stundenlanges Warten am Checkpoint, um zum eigenen Garten oder Feld zu kommen.
- BeitDShala - riesige Bauschuttbrocken. Keine Weiterfahrt. Israelische Behörde kippte ab und zu solche Hindernisse auf die Straße, um die palästinensischen Bauern daran zu hindern, zeitig auf den Markt von Bethlehem zu kommen.
- Klettern über den Schotterberg zum Weinberg des evangelischen Palästinensers Daoud Nassar, der seit 1916 im rechtmäßigen Besitz der Familie ist. 
- Rundum wurden israelische Siedlungen erbaut, irgendwann war ihnen dieser Besitz ein Dorn im
Auge. Um ihn zu vertreiben, wurde die Strom- und Wasserversorgung abgeschaltet.
- Daoud baute Solaranlagen und grub Brunnen.
- Eines Nachts wurden die Weinstöcke und Ölbäume mit einem Bagger einfach niedergewalzt.
- eine jüdische Gemeinde in London ersetzte die Anzahl der zerstörten Pflanzen und schrieb dazu
„Wir schämen uns!“ Und es wurde wieder von vorne begonnen.
- Einige Zeit später kam ein Blankoscheck, Daoud hätte jeden Betrag einsetzen können, aber er
wollte den Traum seiner Familie, diesen Weinberg als Begegnungsstätte und Ort des Friedens, vor allem für die Jugend zu nützen, verwirklichen.
- Seit dem Jahr 2000 kommen dort nun internationale Gruppen zusammen. Durch das gemeinsame Leben im Zelt, das er dort errichtet hat (‚Tent of Nations‘), das Arbeiten, Spielen und Kommunizieren kann ein Verständnis für andere Religionen, Weltanschauungen und Kulturen entstehen.
- Von diesem Tent of Nations geht eine wertschätzende, friedfertige Atmosphäre aus, sodass schon einige Siedler neugierig geworden sind und sich die Friedensarbeit vor Ort ansehen. Dabei liest jeder, der durch das Eingangstor des Weinbergs geht, die Aufschrift: ‚Wir weigern uns Feinde zu sein‘.
- Daoud: „Ich hasse niemanden, sondern ich vertraue darauf, dass die Gerechtigkeit sich durchsetzen wird“.
- Ende September wird Daoud in den Wiener Raum kommen.