Predigt Mechthild Eschhaus

Predigt Dipl.M. Mechthild Eschhaus, Schöpfungsverantwortung

 

„Schöpfungsverantwortung“ steht als Überschrift  und Leitthema über ihrer Predigt Reihe.

 

Verantwortung – Wozu – Warum – auch für mich – was bedeutet das?  Was will die Kirche mit diesem Begriff sagen?

 

„Schöpfungsverantwortung“  Was steht hinter diesem Wort?

 

Sehr klar sagt dies z. B. das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen Österreich.

 

Dieses Sozialwort wurde am 1. Advent 2003 nach vierjähriger Vorbereitung der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist ein gemeinsamer Text aller unterschiedlichen Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates in Österreich. Es will kein letztes Wort sein, sondern eine Einladung an alle, sich den aktuellen Herausforderungen unserer Welt zu stellen.

 

Zur Schöpfungsverantwortung heißt es hier:

 

„Die Schöpfung ist dem Menschen anvertraut. Geschaffen nach Gottes Bild und selbst Teil der Schöpfung, ist der Mensch nicht Herrscher, sondern Verwalter und Diener der Schöpfung. Seine Verantwortung liegt darin, die Schöpfung zu achten und zu bewahren – auch für spätere Generationen.“

 

Es gehört zu den Grundlagen unseres Glaubens, dass die Welt von Gott erschaffen wurde. Im Glaubensbekenntnis bekennen wir dass Gott alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und unsichtbare Welt.

 

In diese Schöpfung ist der Mensch hinein gestellt. Ausgestattet mit besonderen Fähigkeiten und Aufgaben. Er soll nicht Herrschaft und Macht über die Schöpfung ausüben, als ob er ihr Besitzer wäre, sondern als Haushalter handeln und sie in Liebe pflegen.

 

Wir werden also in eine Welt hinein geboren, die wir selbst nicht gemacht, geschaffen haben. Sie ist uns anvertraut, wir sollen sie für uns und alle weiteren Generationen hegen und pflegen. Wir sollen aber nicht nur dafür sorgen dass es uns gut geht sondern allen Menschen wohl ergeht. Wir sollen nicht nur die Menschen im Blick haben, mit dem Auftrag ist die gesamte Schöpfung zu verstehen.

 

Tun wir das auch wirklich? Wie gehen wir Menschen mit unserem Lebensraum um?

Machen wir ihn zur Quelle für ein würdiges Leben aller Menschen und Mitgeschöpfe?

 

Ist uns bewusst, dass wir diesen Lebensraum nicht egoistisch ausplündern dürfen?

Haben wir nicht längst unseren eigenen Vorteil an die erste Stelle gestellt? Haben wir nicht das Gefühl die Natur ist unser Eigentum und wir können mit Ihr machen was wir wollen, sie nach belieben manipulieren und steuern? Wenn wir nur könnten würden wir noch viel mehr machen.

 

Fast eine Milliarde Menschen vor allem in der Dritten Welt leidet unter Hunger und weitere Milliarden haben keinen oder ungenügenden Zugang zu sauberen Wasser, Energie oder nutzbaren Land. Daneben lebt der überwiegende Teil der Bevölkerung der reichen Industrieländer in Überfluss und verschwendet Nahrung, Wasser und Energie.

 

Sicher gibt es immer mehr Menschen die die Verantwortung für die Schöpfung ernst nehmen und auch danach leben. Im Vergleich zu den vielen die einfach so weiter machen sind es leider noch viel zu wenige.

 

Nachdem Menschen durch Jahrhunderte hindurch sich bemüht haben, die Schöpfung Gottes als Natur zu verstehen, um sie nach naturwissenschaftlich entdeckten Gesetzen verwertbar zu machen, kommt es jetzt darauf an, diese erkennbare, beherrschbare und nutzbare Natur als Gottes Schöpfung zu verstehen und als solche wieder achten zu lernen.

 

Ein Wechsel in unserer Grundeinstellung ist also notwendig. So ein Paradigmenwechsel ist sicher schwierig, aber unbedingt notwendig, wenn wir nicht so weiter machen wollen wie bisher. Wir müssen dieses „unbedingt notwendig“ als ersten Schritt zunächst einmal wirklich einsehen, und zwar für unser gesamtes Verhalten.

 

An Informationen mangelt es uns sicher nicht. Ich würde eher sagen es sind fast zu viele. Jede Menge Berichte im Radio, im Fernsehen, die Zeitungen bringen Sonderbeilagen. Es gibt eine „Umweltwoche“, sogar die Werbung nimmt das Thema bereitwillig auf. Überall wird diskutiert, geredet, geredet, „grün geredet“.

 

Nur was kommt dabei heraus? Was soll man für richtig halten? Der eine Experte sagt dies, der andere das Gegenteil und kaum einer kann entscheiden was  wirklich los ist. Es ist unmöglich immer den Wahrheitsgehalt der einzelnen Meldungen direkt zu ermitteln.

 

Dazu kommen natürlich noch die politischen und wirtschaftlichen Interessen die leider immer wieder für Verwirrung sorgen.

 

Ich weiß nicht wie ihnen es dabei geht. Viele Menschen neigen dann eher dazu abzuschalten. Das heißt nicht mehr richtig hin zu hören. Die Information erreicht sie nicht mehr. Sie überfordert sie. Wir brauchen ein Erlebnis das uns berührt, das uns aufrüttelt, das tiefer geht und dadurch auch mehr bewirkt.

 

Für mich war es die Erfahrung mit dem Braunkohletagebau. Ich lebte sehr lange in Deutschland in NRW  Wenn ich zu meiner Arbeit fuhr kam ich durch einige kleine Dörfer mit wunderschönen alten Bauernhäusern. In der Gegend wurde Braunkohle im Tagebau abgebaut. Es war sehr gespenstisch zu erleben wie in diesen einst blühenden Dörfern ein Haus nach dem anderen leer wurde und schließlich nach zwei Jahren nur noch ein großes Loch in der Erde zu sehen war. Kein Haus, kein Feld, kein Baum nichts, nur Menschen und Tiere die keine Heimat mehr hatten und ein Unternehmen mit etwas mehr Braunkohle.

 

Da hat es bei mir endlich „klick“ gemacht:

Auch wenn die Probleme noch so groß sind, bleibe nicht bei den schönen Reden und Gedanken stehen, helfen kann erst die Tat. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen und fast immer nur in kleinen Schritten. Aber jeder Einzelne ist gefragt und kann sehr viel machen. Wie war das noch mit den vielen kleinen Sandkörnern? Auch die Sahara besteht aus lauter kleinen Sandkörnen.

 

Wie kann ich nun einen Verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung lernen? Wie können diese „kleinen Schritte“ aussehen?

 

Es ist wichtig sich zu bemühen das Ziel immer vor Augen zu haben.

Hier einige Beispiele dafür:

Etwa „Konsum nach dem Motto: weniger ist mehr“ à brauche ich das wirklich? Will ich das nur zur Steigerung meines Selbstbewusstseins? à habe ich doch gar nicht nötig

 

Oder das Bewusstsein schärfen beim Einkauf von Lebensmittel. Nicht zu viel kaufen, versuchen regionale Produkte zu wählen, vernünftige Reduktion des Fleischkonsums usw.

 

Genauso wichtig kann es sein genau zu überlegen ob eine Fahrt mit dem Auto notwenig ist oder nicht, also ein vernünftiges Mobilitätsverhalten.

 

Ein weiterer Schritt ist der Einsatz von erneuerbarer Energie und effizienter Technik sowie die Vermeidung sinnloser Verschwendung – wie dem „stan-by“ Status von Geräten. Eine gute Möglichkeit Ökostrom zu erhalten ist z.B. der Strompool der ev. Kirche Österreich. Für Abnehmer aus Niederösterreich und Wien ist er doppelt günstig, es wird für sie nämlich auch noch billiger.

 

All diese Beispiele sollen nur ein kleiner Denkanstoß sein. Dabei geht es nicht darum, unsere Freude am Leben und der Natur einzuschränken – sondern sie im Gegenteil durch intelligente Selbstbeschränkung wieder zu erlangen.

 

Geben Sie nicht auf und haben Sie Vertrauen. Pflanzen Sie immer wieder ihr Apfelbäumchen auch wenn Experten ihnen einreden wollen, dass es morgen verdorren könnte.    

Zuletzt bearbeitet am: 24.09.12, 11:36