Sonntagsgruß 1.10.
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BIBELTEXT     Lukas 12,13-15

Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter über euch gesetzt? Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.


GEDANKEN

Da zieht er sich schön aus der Affäre, der Jesus. Auf Erbstreitigkeiten lässt er sich nicht ein. Aber jeder, der damit Erfahrung hat, wird ihn verstehen können.

Eine kleine Geschichte: Im Gespräch erzählt einer einem anderen, wie gut er sich mit seinen Geschwistern verstehe. Dass sie zusammen-halten, füreinander da sind, sich freuen einander zu sehen ... .
Da unterbricht ihn der andere und fragt: „Habt ihr schon geerbt?“

Das Erbe ist eine heikle Sache. Und oft eine komplizierte. Es ist nicht leicht, gerecht zu sein. Aber es ist ganz leicht, das Gefühl zu haben, dass etwas ungerecht ist.

Wir erleben es als Ungerechtigkeit, wenn einer mehr erbt als sein Bruder. Aber ist es denn gerecht, dass manche Familien viel und manche nichts zu vererben haben? Ist es gerecht – dass wir in einem Land geboren sind, das reich ist, das Sozialleistungen hat, freien Zugang zu Bildung, ... und so viele andere nicht?
Die „Geburtslotterie“ nennt man die Tatsache, dass es einfach Glück ist, oder Pech, wo auf der Welt ein Mensch geboren wird. Weil es mit Abstand das ist, was am meisten Einfluss auf den Wohlstand eines Menschenlebens hat.


Ich habe Glück!
Und ich darf es genießen!
Ohne schlechtes Gewissen –
denn das macht die Welt nicht gerechter.
Aber auch ohne das Gefühl: Es steht mir zu –  
denn das stimmt nur sehr bedingt.

Ich habe Glück –
auch das Glück, etwas geben zu können, von dem was ich habe.
Darauf schauen zu können, wie ich einkaufe,
woher die Produkte kommen, ob sie fair gehandelt sind, ...

Das Bewusstsein, Glück zu haben, beschenkt zu sein –
wenn es denn so ist – und das Gefühl der Dankbarkeit,
sind ein guter Schutz vor Neid und Habgier.

„Seht zu und hütet euch vor aller Habgier;“ sagt Jesus im Predigttext,  „denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“

Damit lenkt er den Blick noch einmal auf etwas anderes:
Es geht nicht nur um Geld und Besitz.
In Wohlstand und Überfluss kann man glücklich sein,
aber man ist es nicht zwangsläufig.
Und umgekehrt.

„Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“
Wovon leben wir?
Wovon lebst du?
Was ist dein Glück?
Wofür bist du dankbar?
Und worum bittest du?

Pfarrerin Anneliese Peterson

Zuletzt bearbeitet am: 29.09.23, 12:31
Geschrieben von: anpe
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