Sommergruß 2021
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Sommergruß 2021


Mit einem Bibelwort,

einem sehr aktuellen uralten Text

und einem geistlichen Sommerlied

wünschen wir allen einen guten, erholsamen Sommer!

„Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.  Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“
Matthäus 6,28-29


GÖNNE DICH DIR SELBST - ein Text von Bernhard von Clairvaux, 12. Jh

„Wo soll ich anfangen? Am besten bei deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit dir. Ich fürchte, dass du eingekeilt in deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb deine Stirn verhärtest; dass du dich nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, du entziehst dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen, als dass sie dich ziehen und dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst. Wenn du dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für Besinnung vorsiehst, soll ich dich da loben? Darin lob ich dich nicht. Ich glaube, niemand wird dich loben, der das Wort Salomons kennt: „Wer seine Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit.“ (Sir 38,25) Und bestimmt ist es der Tätigkeit selbst nicht förderlich, wenn ihr nicht die Besinnung vorausgeht. Wenn du ganz und gar für alle da sein willst, nach dem Beispiel dessen, der allen alles geworden ist (1 Kor 9,22), lobe ich deine Menschlichkeit – aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst du aber voll und echt Mensch sein, wenn du dich selbst verloren hast? Auch du bist ein Mensch. Damit deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn was würde es dir nützen, wenn du – nach dem Wort des Herrn (Mt 16,26) – alle gewinnen, aber als einzigen dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum sollest einzig du selbst nichts von dir haben? Wie lange bist du noch ein Geist, der auszieht und nie wieder heimkehrt (Ps 78,39)? Wie lange noch schenkst du allen anderen deine Aufmerksamkeit, nur nicht dir selber! Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sag nicht: Tu das immer, ich sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“



"Geh aus, mein Herz, und suche Freud" – dichtet Paul Gerhardt, der bedeutendste evangelische Kirchenlieddichter des 17. Jahrhunderts – ein geistliches Sommerlied. Ein Lied mit 15 Strophen!
Möge dieser Sommer ebenso lang und erfüllt sein von Schönem!


1.    Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.

2.    Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide,
als Salomonis Seide.

3.    Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder,
Berg, Hügel, Tal und Felder.

4.    Die Glucke führt ihr Völklein aus, der Storch baut und bewohnt sein Haus, das Schwälblein speist die Jungen, der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras gesprungen,
ins tiefe Gras gesprungen.

5.    Die Bächlein rauschen in dem Sand und malen sich an ihrem Rand
mit schattenreichen Myrten; die Wiesen liegen hart dabei
und klingen ganz vom Lustgeschrei der Schaf und ihrer Hirten,
der Schaf und ihrer Hirten.

6.    Die unverdrossne Bienenschar fliegt hin und her, sucht hier und da
ihr edle Honigspeise; des süßen Weinstocks starker Saft
bringt täglich neue Stärk und Kraft in seinem schwachen Reise,
in seinem schwachen Reise.

7.    Der Weizen wächset mit Gewalt; darüber jauchzet jung und alt
und rühmt die große Güte des, der so überfließend labt
und mit so manchem Gut begabt das menschliche Gemüte,
das menschliche Gemüte.

8.    Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen,
aus meinem Herzen rinnen.


9.    Ach, denk ich, bist du hier so schön und lässt du's uns so lieblich gehn
auf dieser armen Erden: was will doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden,
und güldnen Schlosse werden!

10.    Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi Garten sein!
Wie muss es da wohl klingen, da so viel tausend Seraphim
mit unverdrossnem Mund und Stimm ihr Halleluja singen,
ihr Halleluja singen.

11.    O wär ich da! O stünd ich schon, ach süßer Gott, vor deinem Thron
und trüge meine Palmen: so wollt ich nach der Engel Weis
erhöhen deines Namens Preis mit tausend schönen Psalmen,
mit tausend schönen Psalmen.

12.    Doch gleichwohl will ich, weil ich noch hier trage dieses Leibes Joch,
auch nicht gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort
an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen,
zu deinem Lobe neigen.

13.    Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt,
dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe,
viel Glaubensfrüchte ziehe.

14.    Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum,
und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben,
und Pflanze möge bleiben.

15.    Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis
an Leib und Seele grünen, so will ich dir und deiner Ehr
allein und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen,
hier und dort ewig dienen.

Text:           Paul Gerhardt (1653)
Melodie:     August Harder (vor 1813)
Zuletzt bearbeitet am: 10.07.21, 13:42
Geschrieben von: anpe
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